Corona und Weiterbildung

Die Corona-Krise und ihre vielfältigen störenden Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Arbeitsmarkt stellen Personaler und Berufsanwärter in Sachen Aus- und Weiterbildung vor erhebliche Schwierigkeiten. Seminare, Workshops und Trainings wurden mehrheitlich abgesagt, sodass wichtige Personalschulungen nicht durchgeführt werden konnten. Deshalb fordert der Berufsverband für Training, Beratung und Coaching (BDVT), dass Firmen ihre Personal- und Weiterbildungsangebote aktualisieren und Schulungsmaßnahmen auch in Zeiten der Krise ermöglichen. Dabei bilden digitale Weiterbildungsformate das Herzstück der neuen Strategie. Durch die weitreichende Isolation von Kolleginnen und Kollegen stellen die Weiterbildung in der Krise eine signifikante psychologische Unterstützung dar, die es den Angestellten ermöglicht, sich untereinander auszutauschen und voneinander zu lernen.

Für eine Weiterbildung Unterstützung zu erhalten, ist in der Corona-Zeit alles andere als leicht, weil zahlreiche Unternehmen finanziell ohnehin schwer belastet sind und daher nicht über die Mittel verfügen, Arbeitnehmer freizustellen oder Weiterbildungen zu bezuschussen. Dennoch werden Experten nach wie vor dringend, teilweise sogar gerade aufgrund der Corona-Krise benötigt. Mit den richtigen Argumenten sind Arbeitnehmer daher durchaus von einer Unterstützung in Sachen Weiterbildung zu überzeugen. Dies betrifft v. a. Schnittstellentätigkeiten, in denen Management-, Organisations- und Kombinationskompetenzen gefragt sind. Personaler haben ein hohes Interesse daran, Angestellte bestmöglich auf die coronabedingt veränderten Zukunftsprognosen vorzubereiten und sind Weiterqualifizierungsmaßnahmen daher nicht abgeneigt.

 

Freiraum der Kurzarbeit nutzen: Seminare für Berufstätige

Um auf die ökonomisch desolate Situation zu reagieren, haben zahlreiche Firmen ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Diese verfügen deshalb monatelang über zusätzliche Freizeit, welche im Rahmen von Weiterbildungsangeboten privater, aber auch öffentlicher Dienstleister produktiv genutzt werden kann. Besonders Hochschulen verfügen über ein reichhaltiges, berufsbegleitendes Weiterbildungsangebot, welches zwischen zwei und zehn Wochenstunden in Anspruch nimmt. Somit wäre es möglich, die gegenwärtige Situation als Chance zu sehen und überschüssige Freizeit in ein Karrieresprungbrett zu verwandeln. In vielen Fällen können Arbeitnehmer dabei auch auf staatliche Unterstützung hoffen. Hierbei gibt es zahlreiche verschiedene Fördertöpfe, allen voran Bildungsprämien, Bildungsgutscheine, Bildungskredite und Steuererleichterungen. Bildungsprämien können alle Erwerbstätigen, die mindestens 15 Stunden wöchentlich arbeiten, beantragen. Hierbei übernimmt der Staat bis zu 50 % der Ausbildungskosten – maximal jedoch 500 €. Eine weitere Bedingung ist, dass das zu versteuernde Jahreseinkommen 20.000 € nicht übersteigt. Bei Bildungsgutscheinen kann der Staat sogar die vollen Ausbildungsgebühren erstatten, in einigen Fällen sogar Fahrt- und Übernachtungskosten. Einen Anspruch auf derartige Gutscheine haben jedoch nur erwerbslose Personen. Ausbildungskredite können über die KFW oder in Form des Meister-Bafögs erhalten werden. Grundsätzlich bestehen damit zahlreiche Möglichkeiten, sich persönliche Weiterbildungen auch unabhängig vom Arbeitgeber fördern zu lassen.

 

Hilfe für Betroffene: Wege in die Erwerbstätigkeit

Für Arbeitnehmer, die im Zuge der Corona-Krise ihre Arbeitsstelle verloren haben, existieren mehrere Möglichkeiten, sich aus dieser Schwierigen Situation herauszuarbeiten. Die wohl gängigste davon ist die Option der Zeitarbeit. Dabei werden die Arbeitnehmer über eine Zeitarbeits- bzw. Leiharbeitsfirma kurzfristig an verschiedene Unternehmen und Betriebe mit hohem Produktionsbedarf entliehen. Dieses Arrangement gestattet dem Arbeitnehmer vielseitige Einblicke in neue Branchen und das Knüpfen wertvoller Kontakte. Firmen hingegen können äußerst kurzfristig auf eine schwankende Wirtschaftslage reagieren. Die Leiharbeit kann dabei durchaus als eine Form der Weiterbildung betrachtet werden, weil Angestellte dadurch bei Unternehmen mit Weltreputation, z. B. Siemens oder BMW, Arbeitserfahrung sammeln. Derartige Einsätze werten jeden Lebenslauf enorm auf und können bei zukünftigen Bewerbungen den entscheidenden Impuls für eine Zusage geben.

 

Fazit

Die Corona-Krise macht vielen Berufs- und Personalplanungen einen Strich durch die Rechnung, sodass sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen neu orientieren müssen. Dabei kommt es primär darauf an, die momentane Situation als Chance, nicht als Hindernis zu interpretieren! Ein Großteil der klassischen Weiterbildungsformate kann durch digitale Alternativen aufrechterhalten werden. Hierbei sind zwar Umstrukturierungen nötig; prinzipiell gibt es jedoch keine substanziellen Widerstände. Gerade jetzt haben viele Menschen mehr Zeit, welche sie für ihre persönliche Qualifizierung nutzen können. Im Rahmen von Leih- bzw. Zeitarbeit können Arbeitnehmer ihre Expertise durch konkrete Berufserfahrung erweitern und somit nicht nur finanziell, sondern auch ideell von der übergangsweisen Anstellung profitieren. Die unmittelbaren finanziellen Verluste, die Privatpersonen durch Corona hinnehmen müssen, könnten auf diese Weise durch eine Steigerung des persönlichen Marktwerts langfristig kompensiert werden.